Abstract
Hintergrund: Übergewicht und Adipositas haben in Deutschland endemische Ausmaße erreicht. Infolgedessen nimmt die Zahl der Adipositas-Operationen (bariatrische Chirurgie) rasant zu. Neue minimal invasive Operationsmethoden und die Zunahme wissenschaftlicher Evidenz tragen zur Erkenntnis bei, dass im multimodalen Behandlungskonzept der Adipositas und ihrer Folgeerkrankungen chirurgische Konzepte integriert werden müssen. Methoden: Systematische Literaturrecherche, Evidenzklassifikation, Entwicklung von graduierten Empfehlungen und interdisziplinäre Konsentierung. Ergebnisse: Adipositas-Operationen sind evidenzbasierte Behandlungsoptionen, die eine multidisziplinäre Evaluation und Vorbereitung, kompetente Durchführung und langfristige Nachsorge benötigen. Die Leitlinie bestätigt das traditionelle, BMI-basierte Indikationsspektrum (BMI > 40 kg/m2 oder > 35 kg/m2 mit Sekundärerkrankungen) und erweitert es durch Wegfall von Altersbegrenzungen und vielen Kontraindikationen. Voraussetzung zur Operation ist die Erschöpfung einer strukturierten konservativen Therapie über 6–12 Monate oder die Aussichtslosigkeit derselben. Diabetes mellitus Typ 2 wird als potenzielles Indikationskriterium bei einem BMI < 35 kg/m2 aufgenommen (metabolische Chirurgie). Die Verfahrenswahl ist individualisiert; Standardtechniken sind Magenband, Magen-Bypass, Schlauchmagen und biliopankreatische Diversion. Um spezifischen Mangelerscheinungen vorzubeugen, und weil die Adipositas als chronische Erkrankung verstanden werden sollte, muss auch nach Operationen die Nachsorge strukturiert und langfristig geplant werden. Schlussfolgerung: Die S3-Leitlinie beinhaltet evidenzbasierte Empfehlungen zur Indikation, Verfahrenswahl, Technik und Nachsorge. Die Implementierung der Leitlinie in Praxis und Klinik und deren Beachtung durch Kostenträger/MDK wird eine Optimierung der Patientenversorgung zur Folge haben.