Abstract
Hintergrund: Die chronische Obstipation stellt in der Allgemeinbevölkerung in Deutschland ein häufiges Problem dar und wird in den nächsten Jahren durch die demographische Entwicklung ansteigen. Die chronische Obstipation ist eine typische «Eisbergerkrankung», bei der der Übergang von physiologisch zu krankhaft fließend ist. Eine allgemeingültige Einteilung der chronischen Obstipation ist nicht etabliert. Methode: Bei der Einteilung der chronischen Obstipation ist grundsätzlich zwischen primären und sekundären (Medi kamente, neurologische bzw. endokrine Erkrankungen) Ur sachen zu differenzieren. Eine klinisch nutzbare ätiologische Differenzierung der chronischen Obstipation kann nach Passagestörung, Entleerungsstörung und anderen Ursachen erfolgen. Andere Einteilungen nutzen eine Differenzierung zwischen Formen mit bzw. ohne Kolondilatation. Ergebnisse: Die Pathophysiologie der Passagestörung ist in der Klinik schwieriger zu fassen, da sie die Folge von neuromuskulären oder neurosekretorischen Störungen, die mit sensorimotorischen Veränderungen einhergehen, ist. Entscheidend ist, bereits zu Beginn der Diagnostik zwischen einer Obstipation mit verlangsamter Dickdarmpassage und einer Obstipation bei anorektaler Entleerungsstörung («outlet obstruction») zu differenzieren. Schlussfolgerung: Während bei der Transitstörung nur im Einzelfall eine weiterführende Diagnostik mithilfe verschiedener Techniken (Manometrie, Atemtests, Markerunter suchungen, Szintigraphie, Kernspintomographie, Barostat, laparoskopische Entnahme von Ganzwandproben) angezeigt ist, sollte bei Verdacht auf Stuhlentleerungsstörungen immer eine proktologische Untersuchung erfolgen. Im Einzelfall kann diese Basisuntersuchung durch weiterführende Untersuchungen (anorektale Manometrie, anale Elektromyographie, Elektromyographie des Nervus pudendus, Defäkographie, Defäko-MRT, Ballonexpulsionstest) ergänzt werden.