Abstract
Das kolorektale Karzinom stellt mit ca. 639 000 krebsbezogenen Todesfällen pro Jahr weltweit eine der häufigsten Todesursachen in der westlichen Hemisphäre dar. Die radikale chirurgische Tumorentfernung ist die entscheidende Behandlungsoption und stellt ein klassisches Betätigungsfeld des Allgemein- und Viszeralchirurgen dar. Resektabilität und an embryologisch-anatomischen Schichten orientierte optimale chirurgische Technik sind entscheidend für das Überleben der Betroffenen. Die minimal invasive Chirurgie scheint nach über 20 Jahre währendem Einsatz eine Alternative zum offenen Vorgehen darzustellen. Ziel der vorliegenden Arbeit war, mithilfe einer Literatursuche in PubMed, DIMDI und EMBASE – ergänzt durch eigene klinische Erfahrungen – den aktuellen Stand, Besonderheiten und neue Entwicklungen der minimal invasiven Chirurgie des kolorektalen Karzinoms darzustellen. Für die onkologische Sicherheit der laparoskopischen Resektionstechnik im Vergleich zum konventionell offenen Vorgehen besteht heute ausreichende Evidenz. Problematisch bleiben die flache Lernkurve und die bei unkritischem Einsatz der Methode und hoher Umsteigeschwelle schlechteren onkologischen Ergebnisse konvertierter Patienten. Unbestritten bringt die Laparoskopie Vorteile für die perioperative Rekonvaleszenz und Kosmetik. Für neue Entwicklungen wie NOTES (natural orifice transluminal endoscopic surgery), «single access»-Strategien (single incision laparoscopic surgery, SILS) wie auch roboterassistierte Techniken fehlen bislang über den Nachweis reiner Machbarkeit hinaus valide Langzeitdaten hinsichtlich der onkologischen Sicherheit. Die Anwendung dieser Techniken sollte daher nur innerhalb kontrollierter Studien stattfinden. In geübter Hand ist die laparoskopische Resektionstechnik nach EBM-Kriterien eine onkologisch sichere Alternative zum Goldstandard des offenen Vorgehens. In keiner Weise darf die minimal invasive Technik jedoch als landesweit flächendeckende Therapieoption angesehen werden und sollte spezialisierten Zentren vorbehalten bleiben.