Abstract
Die hepato-pankreatiko-biliäre (HPB) Chirurgie hat sich in den letzten 30 Jahren rasant weiterentwickelt. Während sie anfangs in wenigen spezialisierten Zentren angeboten wurde, hat sie heute zunehmend Einzug in die breite Versorgungschirurgie gefunden. Allerdings gibt es Hinweise aus epidemiologischen Untersuchungen, dass insbesondere in der Pankreaschirurgie, aber auch in der komplexen Leberchirurgie die postoperative Ergebnisqualität mit den Fallzahlen eines Krankenhauses bzw. Chirurgen korreliert. Aufgrund der verfügbaren Daten wurden in Deutschland auch Mindestmengen in der Pankreaschirurgie eingeführt. In der Leberchirurgie existieren bisher keine Mindestmengenvorgaben, unter anderem aufgrund des wesentlich breiteren Spektrums – angefangen von relativ einfachen bis hin zu höchst komplexen Eingriffen. Aktuell existieren zwei Zertifizierungsmöglichkeiten für Leber- oder Pankreaszentren. Dabei liegt der Schwerpunkt der Zertifikate der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV) auf der chirurgischen Therapie, während die Zertifikate der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) eher interdisziplinär onkologisch ausgerichtet sind. Aus unserer Sicht erscheint sowohl medizinisch als auch ökonomisch eine Zentrumsbildung bei relativ seltenen Erkrankungen und bei überdurchschnittlich riskanten und komplexen Eingriffen – wie in der HPB-Chirurgie – über kurz oder lang sinnvoll und unumgänglich. Die Frage nach der optimalen bzw. akzeptablen Größe und der genauen Strukturierung der jeweiligen Zentren ist bisher allerdings noch unzureichend beantwortet.