Abstract
Hintergrund: Intraduktale papillär-muzinöse Neoplasien (IPMN) stellen die häufigsten neoplastischen zystischen Veränderungen des Pankreas dar und nehmen unter den Pankreastumoren aufgrund geringer klinischer Symptomatik und unterschiedlichen biologischen Verhaltens eine Sonderstellung ein. Nach den Sendai-Kriterien ist das operative Vorgehen bei allen Hauptgang-IPMN sowie den gemischten IPMN-Formen indiziert. Bei Seitengang-IPMN gilt bei fehlenden Malignitätszeichen (gemäβ den Sendai-Kriterien: Zystengröβe >3 cm, bildmorphologischer Nachweis von intramuralen Knötchen oder Symptomatik) auch ein abwartendes Verhalten als gerechtfertigt. Fallbericht: Im vorliegenden Fall waren bei einer 61-jährigen Patientin als sonografischer Zufallsbefund zystische Läsionen im Pankreasschwanz aufgefallen, die im CT als Seitengang-IPMN mit intramuralen Knötchen diagnostiziert wurden. Somit war die Indikation zur onkologischen Pankreaslinksresektion gegeben. Intraoperativ wurde nach Durchführung der Linksresektion mittels histologischer Schnellschnittuntersuchung in den Hauptganganteilen des Absetzungsrandes eine Borderline-IPMN festgestellt, sodass die Indikation zur Restpankreatektomie bestand. Histologisch fand sich neben einem IPMN-assoziierten kolloidalen Karzinom im Pankreasschwanz (pT1N0) überraschenderweise synchron auch im Pankreaskopf ein Karzinom im gleichen Stadium. Durch die Pankreatektomie wurden beide Tumoren im Gesunden entfernt. Schlussfolgerung: Die rechtzeitige und radikale Resektion von IPMN-tragenden Pankreasabschnitten bedeutet die seltene Möglichkeit zur Prophylaxe oder kurativen Therapie eines Pankreaskarzinoms. Dabei muss die Möglichkeit synchron vorliegender multifokaler Karzinome berücksichtigt werden.