Abstract
Die perioperative Antibiotikaprophylaxe wird definiert als kurzzeitige, meist einmalige Gabe eines Antibiotikums mit dem primären Ziel, postoperative Wundinfektionen zu reduzieren. Alle großen viszeralchirurgischen Eingriffe (laparoskopisch und offen) bedürfen einer perioperativen Antibiotikaprophylaxe, die möglichst unmittelbar vor dem Eingriff appliziert werden sollte. Eine postoperative Prophylaxe nach Hautverschluss ist sinnlos. Eine Vielzahl von Präparaten steht evidenzbasiert für die Prophylaxe zur Verfügung. Vor einer elektiven Splenektomie sollte gegen Pneumokokken, Meningokokken, Haemophilus influenzae und Influenza geimpft werden. Nach Notfall-Splenektomien sollte dies ca. 14 Tage postoperativ nachgeholt werden. Intraabdominelle Infektionen bedürfen zu ca. 90% primär einer chirurgischen Herdsanierung. Sie weisen ein polymikrobielles Erregerspektrum auf. Ambulant erworbene sekundäre Peritonitiden können mit einer Vielzahl von Substanzen behandelt werden, deren Wirksamkeit durch kontrollierte Studien belegt ist. Die postoperative und die tertiäre Peritonitis hingegen zeichnen sich durch ein selektioniertes Spektrum mit resistenten grampositiven (Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus (MRSA), Vancomycin-resistente Enterokokken (VRE)) und gramnegativen («Extended Spectrum»-Betalaktamase(ESBL)-Bildner) Erregern sowie Pilzen aus. Im gramnegativen Bereich (Carbapeneme, Tigecyclin) und antifungal (Echinocandine, zum Teil Fluconazol) stehen hier nur noch wenige Substanzen zur Verfügung. Daher ist das Prinzip der antibiotischen Vielfalt («Antibiotic Diversity») evidenzbasierter Bestandteil eines Maßnahmenkatalogs, der der Erhaltung der therapeutischen Optionen und der Minderung des Selektionsdrucks in der antimikrobiellen Therapie dient («Antibiotic Stewardship»).