Abstract
Nach chirurgischer Homöostasestörung kommt es durch hormonelle sowie immunologische Veränderungen regelhaft zu charakteristischen passageren Stoffwechselveränderungen (Hyperglykämie, Eiweißkatabolie), die zwar entwicklungsgeschichtlich sinnvoll waren, in Zeiten der modernen Medizin aber kontraproduktiv sind. Ziel der perioperativen Ernährungstherapie ist es somit, sekundäre metabolische Schäden soweit wie möglich zu begrenzen und damit die Prognose des Patienten zu verbessern. Eckpfeiler jeder Ernährungstherapie ist die Zufuhr von ausreichend Eiweiß oder Aminosäuren (in der Regel 1,2–1,5 g/kg/Tag) und die Verhinderung von Hyperglykämien (>180 mg/dl) durch die reduzierte Zufuhr von Kohlenhydraten in der postoperativen Akutphase. Als Ernährungsmodus sollte dabei die orale bzw. enterale Substratzufuhr immer bevorzugt werden. Voraussetzung ist jedoch ein funktionstüchtiger oberer und unterer Gastrointestinaltrakt, der somit engmaschig im Hinblick auf Passagestörungen, aber auch Malabsorption zu überwachen ist. Die Quantität und Qualität der oralen/enteralen postoperativen Ernährung sollte dabei die Besonderheiten des chirurgischen Eingriffs berücksichtigen. Bei bestimmten Patientengruppen (onkologische Patienten) ist bereits eine präoperative Konditionierung mittels einer speziellen Immunonutrition sinnvoll. Nur bei gastrointestinaler Dysfunktion in Verbindung mit einer präoperativ bereits bestehenden Mangelernährung ist postoperativ eine parenterale Ernährung indiziert. Mangelernährte Patienten können präoperativ durch klinische Untersuchung (Subjective Global Assessment) identifiziert werden. Unter parenteraler Ernährung ist eine besonders intensive Überwachung im Hinblick auf Blutzucker-, Triglyzerid- und Elektrolytkonzentrationen nötig. Dabei ist bei Intensivpatienten die zusätzliche Zufuhr von Glutamin sinnvoll. Eine parenterale Fettapplikation ist nur unter Langzeittherapie erforderlich.