Abstract
Bei allen therapeutischen Überlegungen sollte zugrunde gelegt werden, dass, unabhängig von der Lokalisation (terminales Ileum, ileokolisch, Kolon) und vom Verhalten (inflammatorisch, fibrosierend-stenosierend, fistulierend), der Morbus Crohn weder durch eine medikamentöse noch durch eine chirurgische Therapie derzeit heilbar ist. Die chirurgische Therapie hat unter der Voraussetzung, dass sie entsprechend sensibel und Darm schonend zur Vermeidung eines Kurzdarmsyndroms durchgeführt wird, nach wie vor einen hohen Stellenwert. Unterschieden werden sollte zwischen reversiblen entzündlichen Stenosen bei primär inflammatorischen Verlaufsformen, die einer konservativen Therapie gut zugänglich sind, und narbigen Stenosen bei primär eher fribrosierenden Verlaufsformen, die frühzeitig einer chirurgischen Intervention bedürfen. Bei Patienten mit fistulierenden und entsprechend komplizierten Verlaufsformen besteht die Notwendigkeit zur engen interdisziplinären Zusammenarbeit, um individuell den richtigen Operationszeitpunkt für den jeweiligen Patienten festzulegen. Auch wenn die Therapie des Morbus Crohn primär eine medikamentöse ist, benötigen fast 75% aller Morbus-Crohn-Patienten innerhalb der ersten 3 Jahre nach Diagnosestellung und 80–90% während ihres Lebens eine entsprechende chirurgischen Therapie. Dementsprechend sollte Ziel der interdisziplinären Zusammenarbeit sein, den Operationszeitpunkt so zu wählen, dass Morbus-Crohn-bedingte Komplikationen, eine im Krankheitsverlauf zu erwartende Reduzierung des Allgemeinzustands, eine potentiell mögliche maligne Entartung ebenso wie relevante medikationsbedingte Nebenwirkungen vermieden werden.