Abstract
Frühere Diagnosestellung, innovative und besser verträgliche medikamentöse Therapien sowie ein gesteigertes pathophysiologisches Verständnis chronisch entzündlicher Darmerkrankungen haben in den letzten Jahren zu einer Änderung bewährter und seit vielen Jahren als Standard angesehener Therapieschemata geführt. Dieses gilt für die medikamentöse Therapie insbesondere des Morbus Crohn, aber auch zunehmend auch für die Colitis ulcerosa. Diskussionen inwieweit die klassische «Step-Up»-Therapie noch zeitgemäß ist, und nicht besser durch eine «Top-Down»- oder «Top-Hold»-Therapie ersetzt werden soll, werden spätestens seit dem jüngsten Erscheinen der SONIC-Studie vielfach geführt. Nicht nur die medikamentöse Therapiestrategie wird derzeit hinterfragt, sondern auch als gesichert geltende Indikationen zu einer operativen Therapie werden in Frage gestellt. So werden insbesondere Fisteln, entzündliche Stenosen und sogenannte therapierefraktäre Verläufen zunehmend nicht mehr chirurgisch, sondern medikamentös behandelt. Insgesamt lässt sich feststellen, dass es, obwohl eine steigende Inzidenz beider Erkrankungen zu verzeichnen ist, zu einem deutlichen Rückgang der Notwendigkeit zu operativen Therapien gekommen ist. Trotzdem sollte stets bedacht werden, dass in ausgewählten Fällen die chirurgische Therapie der medizinischen überlegen ist und potentiell zu einer schnelleren Genesung eines chronisch Kranken und zur Reduktion von Medikamenten wie z.B. Steroiden beitragen kann.