Abstract
Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (Colitis ulcerosa und Morbus Crohn) haben ein erhöhtes Risiko, an einem kolorektalem Karzinom zu erkranken. Allgemein wird akzeptiert, dass eine lange Krankheitsdauer, langstreckige, ausgeprägte Entzündungen, eine primär sklerosierende Cholangitis als Begleiterkrankung und eine familiäre Häufung von Kolonkarzinomen das Risiko für den individuellen Patienten erhöhen. Erste Untersuchungen beschreiben ein Krebsrisiko von bis zu 60% nach 40 Jahren Krankheit. Es ist ganz eindeutig, dass es sich hier um eine deutliche Überschätzung des Problems handelt. Populationsbasierte Studien beschreiben für Patienten mit Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn ein Krebsrisiko, das zirka zwei- bis dreimal höher ist als das der Normalbevölkerung. Überwachungsstrategien, chemoprotektive Effekte antiinflammatorischer Substanzen wie 5-ASA-Präparate und frühzeitige chirurgische Interventionen als Proktokolektomien reduzieren das Krebsrisiko bei den betroffenen Patienten. Aktuelle Untersuchungen belegen aber auch, dass viel frühzeitiger als gedacht kolorektale Karzinome bei Patienten mit Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn auftreten. Selbst bei konsequenter Anwendung der Überwachungsstrategien, die im Wesentlichen die Krankheitsdauer und Ausdehnung berücksichtigen, würden zirka 20% der Patienten mit kolorektalem Karzinom nicht erkannt. Insofern liegt auch eine Unterschätzung des Problems vor, und die Überwachungsstrategien müssen angepasst werden.