Abstract
Erstmalig in der Literatur wird über eine Patientin mit der Zwangsbefürchtung, sich mit dem Erreger der bovinen spongiformen Enzephalopathie (BSE) zu infizieren, berichtet. Zwei Fragestellungen wurden untersucht: 1. Welche Entstehungsbedingungen lassen sich hinsichtlich der BSE-bezogenen Befürchtungen erfassen? Hierzu wurde eine strukturierte Befragung der Patientin zum Verlauf der Zwangsbefürchtungen und -handlungen in der Vorgeschichte durchgeführt. 2. Welche Besonderheiten ergaben sich für das verhaltenstherapeutische Vorgehen? Wesentliche Einfluβfaktoren für die Entwicklung der BSE-spezifischen Zwangsbefürchtung werden vorgestellt, insbesondere wird auf die Bedeutung der Medien verwiesen. Für die Behandlung war dementsprechend das Erlernen eines angemessenen Umgangs mit den durch die Medien vermittelten Informationen bedeutsam. Hinsichtlich der Reizkonfrontation mit Reaktionsverhinderung in vivo stellt sich angesichts unzureichend geklärter Ubertragbarkeit und Humanpathogenität des BSE-Erregers die Frage nach dem ethisch vertretbaren Vorgehen. Alternative Strategien, so die Reizkonfrontation in sensu und der Einsatz kognitiver Techniken, werden diskutiert.