Abstract
Ein 11;4 Jahre alter, durchschnittlich bis überdurchschnittlich intelligenter Junge mit «Gilles-de-la-Tourette-Syndrom» erhielt zwei Monate stationäre Verhaltenstherapie. Der Junge litt an multiplen motorischen und verbalen Tics, die im Klein-kindalter begannen, an Intensität und Häufigkeit zunahmen und nach dem Wechsel aufs Gymnasium sowohl die familiäre und schulische Integration als auch soziale und körperliche Aktivitäten des Kindes erheblich beeinträchtigten. Ambulant durchgeführte medikamentöse Therapien waren wenig erfolgreich, weshalb eine stationäre Behandlung notwendig wurde. Nach Ausblenden der Medikamente und Verhaltensbeobachtungen wurde Verhaltenstherapie begonnen, welche sowohl die Verbesserung der Selbstkontrolle von Körperhaltungen und Bewegungen, die Bestrafung definierter Tics mit Token-Entzug und Time-out als auch eine intensive Eltern-Kind-ln-teraktionstherapie umfaβte. Mit der Verhaltenstherapie konnten Häufigkeit und Intensität der Tics erheblich reduziert werden – ein Ergebnis, das auch nach einem Jahr noch stabil war. Die Verhaltenstherapie war nicht nur in der Reduktion der massiven Tics erfolgreich, sondern auch hilfreich in der differentialdiagnostischen Abgren-zung der Tics von Zwangsstörungen, motorischer Störung und hyperkinetischem Syndrom.