Abstract
Im folgenden werden erste Erfahrungen mit einer neuentwickelten Kurzzeit-Gruppentherapie für Patienten mit Angststörungen dargestellt. Nach einem Vorgespräch wurden über einen Zeitraum von 2 Wochen 4 jeweils 2stündige Sitzungen mit 2 Gruppen von 5 bzw. Teilnehmern durchgeführt. Hauptziel war es – über Wissensvermittlung zu: Angststörungen, Zusammenhängen zwischen Angststörungen und anderen Problembereichen in der Lebensführung, Selbstanwendung der Exposition in vivo – vorhandenes Selbsthilfe potential zu aktivieren. Informations- und Selbsthilfebücher wurden im Rahmen der Gruppentherapie gezielt bzw. nach individuellen Bedürfnissen empfohlen. Der durchschnittliche Zeitaufwand pro Patient betrug etwa 3 h. Auf diese Weise sollten entweder Wartezeiten bis zu einer aufwendigeren Verhaltenstherapie besser überbrückt oder eine weitere Therapie sogar verzichtbar werden. 10 der 14 Patienten berichteten über Verbesserungen der Angstsymptomatik nach Teilnahme an der Gruppe. Vor allem Agoraphobiker und Patienten mit situationsunabhängigen Panikattacken profitierten von dieser Minimalintervention. Die Responder unter den Agoraphobikern zeigten Verbesserungen vorwiegend in den Bereichen, die das tägliche Leben am meisten einschränken, wie z. B. öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen und Geschäfte oder Kaufhäuser aufzusuchen. Die ersten Erfahrungen deuten darauf hin, daβ die Basisversorgung von Angstpatienten in der primärärztlichen oder nervenärztlichen sowie in der psychologischen Praxis durch eine Minimalintervention mit Anleitung zur Selbsthilfe kostengünstig entscheidend verbessert werden könnte: weniger Hilfsbedürftige werden selbsthilfefähiger, stark Hilfsbedürftige werden wartelistenfähiger.