Zusammenfassung
Hintergrund: Für die ICD-11 wurde eine grundsätzlich neue Klassifikation chronischer Schmerzen entwickelt. Zusammenfassung: Der obsolete Dualismus zwischen psychologischen und somatischen Faktoren wurde aufgegeben und die Diagnosen chronischer Schmerzen in einem Kapitel systematisch zusammengefasst. Alle dort aufgeführten Diagnosen beruhen auf dem biopsychosozialen Modell. Chronische Schmerzen sind operationalisiert als Schmerzen, die länger als drei Monate andauern oder wiederkehren. Es gibt sieben Hauptkategorien: Chronische primäre Schmerzen, bei denen die Schmerzen als eigene Krankheit aufgefasst werden und sechs Arten von chronischen sekundären Schmerzen, bei denen die Schmerzen als ein Symptom anderer spezifischer Grunderkrankungen angesehen werden. Optionale Zusatzcodes ermöglichen es, schmerzbezogene Parameter und das Vorhandensein psychosozialer Aspekte mit jeder Schmerzdiagnose zu kombinieren. Erste empirische Studien weisen auf die formale Güte der Kategorien, eine gute Interraterreliabilität sowie den klinischen Nutzen der neuen Kategorien und ihre Überlegenheit gegenüber den Diagnosen der ICD-10 hin. Nun gilt es, die Umsetzung in das deutsche Gesundheitssystem zu gestalten und angemessene Abrechnungserlaubnisse für Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten zu verankern. Kernbotschaft: Die ICD-11 enthält eine neue systematische Klassifikation chronischer Schmerzen, die auf dem biopsychosozialen Modell beruht und wesentliche Verbesserungen erhoffen lässt.