Zusammenfassung
Hintergrund: Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung (IB) sind vulnerabel für psychische Störungen und Verhaltensstörungen. Der Zugang zur psychotherapeutischen Versorgung ist erschwert, u.a. aufgrund von Berührungsängsten der Behandler*innen und unberechtigten Zweifeln an der Wirksamkeit von Psychotherapie bei dieser Personengruppe. Durch Anpassung der Interventionen an die kognitiven Fähigkeiten und das emotionale Entwicklungsniveau ist Psychotherapie bei Menschen mit IB wirksam. Fallbericht: Zur Veranschaulichung einer entsprechenden Vorgehensweise wird die kognitive Verhaltenstherapie einer intellektuell beeinträchtigten Patientin mit emotionalen Entwicklungsverzögerungen, Depression und Verhaltensstörungen dargestellt. Nach Gewalterfahrungen in Kindheit und Jugend entwickelte sich selbstverletzendes Verhalten. Im Erwachsenenalter kamen depressive Symptome, mit ausgeprägter Selbstabwertung aufgrund der IB, hinzu. Schlussfolgerung: Durch Kombination psychotherapeutischer Techniken und Einbezug der Bezugsperson konnten das selbstverletzende Verhalten der Patientin deutlich reduziert werden sowie die depressiven Symptome remittieren. Die Auseinandersetzung mit der eigenen Beeinträchtigung führte zu gesteigerter Selbstakzeptanz. Es erwies sich als wesentlich, die kognitiven Fähigkeiten und vor allem das emotionale Entwicklungsniveau mit einzubeziehen.