Zusammenfassung
Hintergrund: Arbeitsbezogene Selbstwirksamkeitserwartungen (aSW) gelten als Prädiktor für eine erfolgreiche Rückkehr an den Arbeitsplatz bei Arbeitnehmenden mit psychischen Störungen. Spezifische Interventionen zur Förderung der aSW existieren bislang jedoch nicht. In der vorliegenden Sekundäranalyse wurde untersucht, ob ein neu entwickeltes kognitiv-imaginatives aSW-Modul geeignet erscheint, (1) imaginative Bewältigungserfahrungen zu erzeugen, (2) reale Bewältigungsbestrebungen vorzubereiten (Verhaltensrelevanz; VR) und (3) die aSW zu adressieren. Methoden: Das aSW-Modul wurde im Rahmen einer arbeitsplatzbezogenen Kurzzeitintervention durchgeführt und videographiert (N = 22). Die aSW und Indikatoren für imaginative Bewältigungserfahrungen (IB) sowie für die VR wurden anhand der Videoaufzeichnungen durch unabhängige Beurteiler:innen eingeschätzt. Zusätzlich erfolgten Selbstbeurteilungen der aSW vor Behandlungsbeginn und zum Zeitpunkt des aSW-Moduls. Ergebnisse: Alle IB-Indikatoren (Kooperation, Lebhaftigkeit, emotionale Beteiligung, kognitive Flexibilität) waren eher hoch ausgeprägt. Bezüglich der VR-Indikatoren zeigte sich, dass Erkenntnisgewinne moderat, Intentionen für Verhaltensänderungen eher hoch und die Identifikation von erfolgreichen Modellen gering ausgeprägt waren. Die Fremdberichte der aSW korrelierten mit der selbstberichteten aSW vor Behandlungsbeginn (r = 0,47, p = 0,025) und während des aSW-Moduls (r = 0,51, p = 0,014). Schlussfolgerung: Im aSW-Modul wurden (1) imaginative Bewältigungserfahrungen erzeugt, (2) Intentionen für Verhaltensänderungen gefördert und (3) selbstwirksamkeitsrelevante Kognitionen aktiviert. Es erscheint geeignet zur kognitiv-motivationalen Vorbereitung von Bewältigungsbestrebungen. Forschungsbedarf besteht hinsichtlich der Effekte des Interventionsmoduls auf reale Bewältigungserfahrungen und die Entwicklung der aSW.