Zusammenfassung
Hintergrund: Angesichts des angenommenen Einflusses interpersonaler Hoffnungslosigkeit für die Entstehung aktiver Suizidgedanken, wie von der Interpersonalen Theorie Suizidalen Verhaltens [Joiner. Why people die by suicide. 2005] postuliert, zielt diese Studie darauf ab, erstmals eine deutsche Version der Interpersonalen Hoffnungslosigkeitsskala [IHS; Tucker et al. Psychiatry Res. 2018;259:427–32], die IHS-d, vorzustellen und psychometrisch zu überprüfen. Material und Methoden: N = 437 Teilnehmende (75.1% weiblich) zwischen 18 und 71 Jahren (M = 29.75, SD = 11.25) nahmen an einer querschnittlichen Online-Studie teil. Die Faktorstruktur der IHS-d wurde mittels konfirmatorischer Faktorenanalyse überprüft. Zusätzlich wurden Konstruktvalidität und Reliabilität evaluiert. Ergebnis: Es ergab sich eine signifikant bessere Datenpassung für ein 2-Faktor-Modell als für das 1-Faktor-Modell. Die identifizierten Subskalen (Interpersonale Hoffnungslosigkeit hinsichtlich perceived burdensomeness und hinsichtlich thwarted belongingness) erzielten hohe Faktorladungen ≥0.75; Inter-Item-Korrelationen, r ≥ 0.60, Item-Skala-Korrelationen, rit ≥ 0.71 und interne Konsistenzen, αPB = 0.93; αTB = 0.92. Diskussion: Die postulierte einfaktorielle Struktur der englischen Version konnte für die IHS-d nicht reproduziert werden. Die beiden identifizierten Subskalen zeigten jedoch gute psychometrische Eigenschaften. Schlussfolgerung: Der Einsatz der IHS-d erweitert die Möglichkeiten der Messung des wichtigen Konstrukts Hoffnungslosigkeit und kann daher die Suizidrisikoabschätzung sinnvoll ergänzen.