Zusammenfassung
Hintergrund: Technologiebasierte Interventionen haben in der Psychotherapie an Bedeutung gewonnen. Ein versorgungsrelevanter Ansatz sind Mental Health Apps. Ziel dieser systematischen Übersichtsarbeit ist es (1) international eva-luierte Apps zu den Störungsbildern Depressionen, Angststörungen und Essstörungen zu identifizieren, (2) deren Verfügbarkeit in deutschen App-Stores sowie (3) in deutscher Sprache zu prüfen und (4) ihre Effektivitätsergebnisse aus randomisiert-kontrollierten (Pilot-)Studien (RCTs) darzustellen. Methode: Die Übersichtsarbeit wurde in Anlehnung an das PRISMA Statement durchgeführt und ausgewertet. Eine systematische Recherche (2007–2018) der Datenbanken PubMed, PsychINFO sowie PSYNDEX wurde durchgeführt. Zudem fand eine Beurteilung der methodischen Qualität sowie der Effektivitätsergebnisse der (Pilot-)RCTs statt. Ergebnisse: Es wurden 2’571 Abstracts identifiziert und 47 Publikationen eingeschlossen (N = 32 unterschiedliche Apps; N = 24 [Pilot-]RCTs). Die Qualität der (Pilot-)RCTs ist überwiegend als gut bis moderat einzustufen. Die Ergebnisse waren heterogen (keine bis große Effekte [Cohens d] zwischen den Gruppen: –0,01; KI [–0,36; 0,34] bis 1,49; KI [1,00; 1,99]). Vier Apps mit einer Evaluation durch (Pilot-)RCTs sind in den deutschen App-Stores verfügbar – eine in deutscher Sprache. Schlussfolgerungen: Es liegt international eine Vielzahl von ersten App-Evaluationen zu den Störungsbildern vor, die Verfügbarkeit ausreichend evalu-ierter deutschsprachiger Apps in den deutschen App-Stores ist aber extrem limitiert. Englischsprachige, bereits evalu-ierte Apps könnten in das Deutsche übersetzt und – genauso wie schon verfügbare, aber nicht evaluierte deutschsprachige Apps – in RCTs inkl. Katamnesedaten evaluiert werden. So könnten smartphonebasierte Interventionen im Rahmen des “Digitalen-Versorgungs-Gesetzes” als ergänzendes Element in der Psychotherapie an Bedeutung gewinnen.