Zusammenfassung
Hintergrund: Angst- und depressive Störungen sind die häufigsten psychischen Störungen im Jugendalter und weisen untereinander eine hohe Komorbiditätsrate auf. Während kognitive Verhaltenstherapie (KVT) in der Behandlung von Angststörungen bei Jugendlichen wirksam ist, weist die Behandlung von depressiven Störungen nur mo-derate Wirksamkeit auf. Es liegen jedoch kaum Studien vor, die die Wirksamkeit der KVT in der Behandlung komorbid vorliegender Angst- und depressiver Störungen bei Jugendlichen untersuchen. Der transdiagnostische Ansatz des Unified Protocols (UP) für emotionale Störungen konnte seine Wirksamkeit im englischsprachigen Raum bereits im Jugend- und Erwachsenenalter nachweisen. Eine deutsche Übersetzung und Überprüfung des UP für Jugendliche steht bislang noch aus. Falldarstellung: In dieser Kasuistik wird eine 17-jährige Patientin vorgestellt, die die Kriterien einer sozialen Angststörung nach ICD-10 und DSM-5 erfüllt und zudem eine depressive Symptomatik aufweist. Nach einer umfassenden Diagnostik mithilfe eines strukturierten klinischen Interviews und Selbstberichtverfahrens wurden 17 Sitzungen KVT basierend auf dem UP für Adoleszente (UP-A) durchgeführt. Ziel der vorliegenden Fallbeschreibung ist die Vorstellung des Therapierationals und der Umsetzung des Manuals. Nach der Therapie erfüllte die Jugendliche die Kriterien der sozialen Angststörung nicht mehr, es zeigte sich zudem eine Abnahme der depressiven Symptomatik. Schlussfolgerungen: Die Fallvorstellung verweist auf die Umsetzbarkeit der deutschen Übersetzung des UP-A für die transdiagnostische Behandlung von Angst- und depressiven Störungen bei Jugendlichen. Eine randomisiert kontrollierte Studie zur Wirksamkeitsprüfung steht noch aus.