Abstract
EMG-Biofeedback gilt als bewährte Methode zur Behandlung von Spannungskopfschmerz. Der Wirkmechanismus – physiologisches versus psychologisches Lernen – ist jedoch unklar. Wir nehmen an, daß die Chancen für physiologisches Lernen steigen müβten, wenn der Patient statt des üblichen «Prozeβ-Feedbacks» im Entspannungsstuhl «Symptom-Feedback» erhält, d.h. in seinem Alltag Rückmeldung genau der Muskelaktivität, die für den myogenen Schmerz verantwortlich ist. In einer Kontrollgruppenstudie erhielten 7 an Spannungskopfschmerz leidende Büroangestell·te traditionelles Trapezius-EMG-Biofeedback und 7 dazu parallelisierte Probanden während ihrer Arbeit Trapezius-EMG-Biofeedback mit einem tragbaren Gerät. Vor, während und nach der Behandlung wurde mit Tagebüchern die Stärke der Kopfschmerzen und mit tragbaren Biosignalaufnehmern die Aktivität des Musculus trapezius registriert. Bei den Probanden beider Versuchsgruppen waren am Ende der Therapie die Kopfschmerzen deutlich reduziert. Zwischen den Versuchsgruppen bestand hingegen kein Unterschied. Kennwerte der Muskelaktivität erwiesen sich als ungeeignet zur Vorhersage des Therapieerfolgs. Die Ergebnisse sprechen gegen das myogene Modell des Spannungskopf-schmerzes und gegen das physiologische Lernen als Ursache des Erfolgs von EMG-Biofeedback bei der Behandlung dieser Störung.