Zusammenfassung
Nahezu jeder Mensch erlebt im Laufe seines Lebens interpersonale Konflikte, Verletzungen und Kränkungen und kann dabei in unterschiedlichem Maße durch Unversöhnlichkeit und Rachegedanken vereinnahmt und belastet sein. Dabei kann ein «Nichtvergeben können» deutliche Einschränkungen der psychosozialen Funktionalität und Lebensqualität bedingen und mit erhöhter Psychopathologie im Sinne einer posttraumatischen Verbitterungsstörung einhergehen. Vergebung kann als eine Coping-Methode für Kränkungen, Verletzungen, Unrecht und Verbitterung verstanden und auch als eine psychotherapeutische Intervention angesehen werden, die eine nachhaltige Reduktion von Inkonsistenz erzeugt und das personale Wohlbefinden entscheidend verbessert. Im folgenden Übersichtsartikel werden zunächst die verschiedenen Begrifflichkeiten und die psychologisch-theoretischen Modelle zur Vergebung vorgestellt. Daran anschließend werden die Modalitäten der praktischen Anwendung der Vergebungstherapie dargestellt. Zusammenfassend muss jedoch gesagt werden, dass Forschung insbesondere zu «Vergebung» sich noch ganz am Anfang befindet, sodass wirklich valide Aussagen derzeit noch nicht zu treffen sind.