Zusammenfassung
Hintergrund: Anhand eines Fallbeispiels soll gezeigt werden, wie Real-Time-Monitoring die Therapie von PatientInnen mit komplexer posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) wirksamer gestalten hilft. Patient und Methoden: Die Fallkonzeption und Behandlung fußten auf einem störungsspezifischen stationären Behandlungsprogramm für komplex traumatisierte Erwachsene und orientierten sich an Empfehlungen bezüglich der traumafokussierten Behandlung von Patienten mit pathologischem Narzissmus. Der Veränderungsprozess des Patienten wurde mit einem webgestützten Tool für Real-Time-Monitoring (Synergetic Navigation System) erfasst und im Therapieverlauf wiederholt gemeinsam mit dem Patienten reflektiert. Ergebnisse: Der Patient remittierte hinsichtlich PTBS, Depression, somatoformer Beschwerden, interaktioneller Schwierigkeiten, Selbstwirksamkeit und Beeinträchtigungen des psychischen Wohlbefindens. Insbesondere konnten im Rahmen von Feedback-Gesprächen die persönlichkeitsspezifischen affektiven Dynamiken von Scham, Schuld und Wut des Patienten sowie deren kritische Instabilitäten und Phasenübergänge im Rahmen der Traumakonfrontation reflektiert werden. Der Patient entwickelte neue Selbstfürsorgemuster und lernte, eigene Gefühle wahrzunehmen, zu verantworten und zu regulieren. Schlussfolgerungen: Die auf Traumakonfrontation ausgerichtete multimodale Therapie erwies sich im vorliegenden Fall als geeignet, neben den Kernsymptomen der PTBS auch bedeutsame komorbide Symptome wirksam zu reduzieren. Das Real-Time-Monitoring unterstützt die Identifizierung und Bearbeitung zentraler affektiver Dynamiken eines Patienten und erlaubt so, die Therapie von Patienten mit komplexen Traumafolgestörungen und persönlichkeitsprägender Symptomatik effektiver zu gestalten.