Zusammenfassung
Hintergrund: Gemäß nationaler und internationaler Leitlinien stellen traumafokussierte/traumaadaptierte Psychotherapien wie kognitiv-behaviorale Verfahren oder Eye Movement Desensitization and Reprocessing (EMDR) Methoden der ersten Wahl bei der Behandlung von Patienten mit Posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) dar. In Meta-Analysen weisen diese Verfahren konsistent die höchsten Effektstärken auf. Hieraus ergeben sich klare Implikationen für die Therapie von PTBS-Patienten. Mit der vorliegenden Studie sollte die Planung einer leitlinienkonformen Behandlung der PTBS anhand der Auswertung von Berichten an den Gutachter im Rahmen der Beantragung einer Richtlinientherapie überprüft werden. Patienten und Methoden: Es wurden 1053 Berichte an den Gutachter untersucht, die im Rahmen der Richtlinienpsychotherapie zur Bewilligung einer Verhaltenstherapie eingereicht wurden. In die Studie eingeschlossen wurden 167 Anträge, in denen ein traumatisches Ereignis, die Diagnose PTBS oder eine traumaspezifische Behandlung genannt wurden. Ergebnisse: 74,3% der Behandlungspläne wurden als leitlinienkonform eingestuft (d.h. traumafokussierte Konfrontationsverfahren bei gesicherter PTBS-Diagnose und keine traumafokussierte Konfrontationsverfahren bei Patienten ohne PTBS-Diagnose). In 70,3% der PTBS-Fälle wurde der Einsatz von Konfrontationsverfahren geplant. Hinweise darauf, dass die Diagnose PTBS von den niedergelassenen Therapeuten zu häufig vergeben wurde, fanden sich nicht. Die Validität der Diagnosen war insgesamt hoch. Schlussfolgerung: Bei rund 30% der PTBS-Patienten wurde von den ambulanten Psychotherapeuten keine traumafokussierte Konfrontation als Behandlungsmethode angegeben. Das Verfahren mit der evidenzbasiert höchsten Wirksamkeit wurde also nicht im Behandlungsplan berücksichtigt. Die Ursachen hierfür sollten durch weitere Untersuchungen geklärt werden.