Zusammenfassung
Sobald wahrgenommene Informationen als Erinnerungen gespeichert werden, können die Inhalte wieder vergessen werden oder sich mit der Zeit verändern, und im Extremfall kann es zu falschen Erinnerungen kommen. Solche Irrtümer sind den Betroffenen nicht bewusst. Sowohl bei traumatisierten Menschen, bei denen es um die Anerkennung als Asylberechtigte geht, als auch bei Patienten, die durch ihre Erinnerungen andere Personen strafrechtlich belasten, werden bei den Behörden Fragen nach der Glaubhaftigkeit von deren Aussagen gestellt. Dabei kann es wegen vermeintlicher suggestiver Erzeugung von falschen Erinnerungen, z.B. durch Psychotherapeuten, zu Vorwürfen auch gegenüber den Behandlern kommen. Die Darstellung von gedächtnisrelevanten Befunden zum normalen Vergessen bis hin zu schwerwiegenden manipulativ-suggestiven Einflussfaktoren soll Psychotherapeuten deutlich machen, welche therapeutischen Strategien das Auftreten von Gedächtnisverfälschungen bei Patienten begünstigen können. Durch das Bewusstmachen von solchen Mechanismen können Befragungen von Patienten so durchgeführt werden, dass sie möglichst wenig falsche Erinnerungen entstehen lassen. Explorationen sollten mit freien Berichten der Patienten erfolgen. Fragen sollten immer offen gestellt werden. Die Antworten darauf sind weniger anfällig für Gedächtnisverfälschungen als bei geschlossenen Fragen. Manipulationen oder Beeinflussungen, die das Auftreten von Gedächtnisverfälschungen begünstigen können, sollten vermieden werden.