Zusammenfassung
Hintergrund: Verschiedene Studien deuten zunehmend darauf hin, dass Entzündungen ursächlich für psychische Krankheitssymptome bei therapieresistenten depressiven Patienten sein können. Das Risiko für eine entzündungsbedingte Depression scheint durch belastende Lebensereignisse während der frühen Entwicklungsphase des zentralen Nervensystems (ZNS) zu steigen. Da die meisten depressiven Patienten zunächst den Hausarzt aufsuchen, ist eine Früherkennung dieser Zusammenhänge hilfreich. Patienten und Methode: Explorative Analyse an 558 Patienten mit stressbezogenen Erkrankungen. Es wurde untersucht, ob sich depressive von nicht depressiven Patienten hinsichtlich der Häufigkeit entzündlicher Erkrankungen unterscheiden. Des Weiteren wurde die Bedeutsamkeit früher und aktueller Stressbelastung untersucht, und es wurde geprüft, ob depressive Patienten mit rezidivierenden Entzündungen charakteristische Merkmale aufweisen, die für eine Früherkennung nützlich sein können. Ergebnisse: Depressive Patienten zeigten anamnestisch häufiger rezidivierende Entzündungen und Infekte, sie berichteten häufiger über ein «Krankheitsgefühl» sowie über frühkindliche und aktuelle, chronische Stressbelastung. Patienten mit rezidivierenden Entzündungen schilderten ebenfalls häufiger eine frühe und chronische Stressbelastung. Depressive Patienten mit rezidivierenden Entzündungen unterschieden sich von depressiven Patienten ohne Entzündungen durch ein stärkeres Krankheitsgefühl, häufigere stressbezogene Infektionen und schlechtere Wundheilung. Schlussfolgerungen: Unsere Ergebnisse zeigen einen Zusammenhang zwischen einem erhöhten Entzündungsgeschehen, Depressionen und Stressbelastung. Wenn bei Patienten mit therapieresistenter Depression derartige Zusammenhänge erkennbar sind, kann diesem Verdacht nachgegangen und womöglich eine adäquate anti-entzündliche Therapie eingeleitet werden.