Abstract
In der ambulanten Verhaltenstherapie im Rahmen der Psychotherapie-Richtlinien gibt es, trotz steigender Therapeutenzahlen, zunehmende Wartezeiten und Versorgungsengpässe, insbesondere für schwerer gestörte Patienten. Bei einigen Krankenversicherungen und etlichen Therapeuten besteht daher die Tendenz, das bestehende System grundlegend in Frage zu stellen. Sollte es stattdessen aber vielleicht reformiert werden - unter Einbezug von Verhaltenstherapeuten aus der Krankenpflege? Für die stationäre Verhaltenstherapie wird empfohlen, die Auswirkungen des Engpasses bei den akademischen Therapeuten durch verstärkten Einsatz von «Verhaltenstherapie-Kotherapeuten», unter anderem aus der Krankenpflege, zu mildern. Für die ambulante Verhaltenstherapie wird am Beispiel des an der Verhaltenstherapie-Ambulanz am UKE in Hamburg entwickelten und praktizierten (1976-2006) Modells «Verhaltenstherapeuten aus der Krankenpflege» gezeigt, dass eine therapeutisch gleichwertige Erweiterung eines Teams aus akademischen Verhaltenstherapeuten möglich und für alle Berufsgruppen sehr bereichernd ist. Dieses Konzept basierte ursprünglich auf dem Ausbildungsmodell «Nurse Behaviour Therapist» (1972-2000), das von der Forschungsgruppe um Marks am Mundsley Krankenhaus in London entwickelt worden war. Die Darstellung dieser Entwicklung ist zugleich ein Beitrag zur Geschichte der Verhaltenstherapie in Deutschland, in einem Zeitgeist berufsgruppenübergreifender Kooperation. Wird der Versorgungsdruck der letzten Jahre diesbezüglich zu einem Umdenken in eine international bereits zunehmend praktizierte Richtung führen? Neue experimentelle Behandlungsansätze und Vorschläge für eine Umsetzung des UKE-Modells im heutigen ambulanten Versorgungssystem werden diskutiert.