Abstract
Die gängigen Behandlungsmanuale zur Therapie der Sozialen Phobie legen einen großen Schwerpunkt auf die Durchführung von Verhaltensexperimenten. Jedoch ist das Methodenspektrum dieses störungsspezifischen Ansatzes wesentlich begrenzter, wenn sich ein Patient nicht auf Verhaltensexperimente einlassen will und kann. Im Rahmen dieser Kasuistik wird die Behandlung eines 23-jährigen sozialphobischen Patienten mit komorbider ängstlich (vermeidender) Persönlichkeitsstörung beschrieben, in der ergänzend zu den gängigen verhaltenstherapeutischen Manualen auf störungsübergreifende Rationale von Grawe und Kuhl zurückgegriffen wurde. Der anfänglich gezeigte Widerstand des Patienten wurde als Ausdruck von Inkonsistenzerleben und Selbstentfremdung verstanden. Die Falldarstellung zeigt, dass die Behandlung profitiert, wenn der Patient frustrierte Grundbedürfnisse und Erwartungen des sozialen Umfelds, die nicht zu den eigenen Motiven passen, besser erkennt und lernt, entsprechend gegenzusteuern.