Hintergrund: Schamgefühle wurden trotz ihrer Relevanz in der bisherigen Psychotherapieforschung vernachlässigt. Dies zeigt sich an den wenigen vorhandenen Forschungsarbeiten und der überwiegend einseitigen Ausrichtung der Forschung zu dispositionellen Aspekten des Schamempfindens. Um die Komplexität dieses Affekts besser abdecken zu können, untersucht die vorliegende Studie die Auswirkungen des aktuellen Schamempfindens und der dispositionellen Schamneigung auf die psychotherapeutische Behandlung in Abhängigkeit von Diagnosegruppen. Bislang gibt es keine empirischen Nachweise zu der Frage, ob einzelne Diagnosegruppen in der ambulanten psychotherapeutischen Behandlung stärker mit Schamgefühlen assoziiert sind als andere. Patienten und Methoden: In einer Fragebogenstudie wurden 273 ambulant behandelte Patienten mit der Experience of Shame Scale (ESS) und dem Test of Self-Conscious Affects (TOSCA) untersucht. Gleichzeitig wurden die Diagnose im Rahmen der Therapie und die subjektive Einschätzung der Schamrelevanz erfasst. Die so gewonnenen Daten wurden mittels Varianzanalyse verglichen, um mögliche Unterschiede im Schamerleben in den einzelnen Diagnosegruppen aufzeigen zu können. Ergebnisse: Obwohl die Mehrheit der Patienten der Bearbeitung von Schamgefühlen eine hohe Relevanz beimisst, unterscheiden sie sich nicht bezüglich der überdauernden Scham- und Schulddisposition, wohl aber im aktuellen Schamerleben. Hier sind es insbesondere Patienten mit einer diagnostizierten Essstörung, die sich in einzelnen Schambereichen – insbesondere Charakterscham und Körperscham – von den anderen Diagnosegruppen unterscheiden. Schlussfolgerungen: In der Erforschung von Schamgefühlen erscheint es wichtig, neben der überdauernden Schamneigung auch unterschiedliche Aspekte des aktuellen Schamerlebens zu berücksichtigen und in die Behandlung mit einzubeziehen. Die Reduktion auf ein globales Konstrukt wird diesem komplexen Affekt in seiner psychotherapeutischen Relevanz nicht gerecht.

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