Abstract
Die individuelle Anpassung von Interventionen an die spezifische Problematik wird auch bei der Behandlung von sozialen Ängsten im Kindes- und Jugendalter als wichtig für eine erfolgreiche Therapie erachtet. Eine solche individualisierte Therapie ist bei Gruppenbehandlungen schwerer umzusetzen als bei Einzeltherapien. Zwar liegt eine Reihe evaluierter kognitiv-behavioraler Gruppentherapieprogramme auch im deutschen Sprachraum vor; es gibt jedoch bisher keine störungsspezifischen Behandlungsprogramme, um soziale Ängste im Kindesalter im Einzeltherapie-Setting zu behandeln. Um diese Lücke zu schließen, wurde im Rahmen des Therapieprogramms für Angst- und Zwangsstörungen (THAZ) ein Modul zur Behandlung von Kindern mit sozialen Ängsten im Einzeltherapie-Setting entwickelt. Die Individualisierung erfolgt im Wesentlichen auf zwei Ebenen: durch Bearbeitung 1) der konkreten, individuell schwierigen sozialen Situationen und 2) der jeweils spezifischen problemaufrechterhaltenen Prozesse. Das Konzept des THAZ-Programms wird dargestellt und die Anwendbarkeit und Praktikabilität anhand der klinischen Erfahrungen und der Ergebnisse einer ersten explorativen Pilotstudie (N = 12) diskutiert. In der Studie wurden linear gemischte Modellanalysen gerechnet und der Verlauf sozialer Angst während der Therapiephase mit der Baseline-Phase verglichen. Im Vergleich zur Baseline zeigte sich eine signifikante Reduktion der Angst in der Therapiephase nach dem Selbsturteil der Kinder. Sowohl im Kindes- als auch im Elternurteil konnten starke Effekte (nach Cohen) nachgewiesen werden. In einer 6-monatigen Nachuntersuchung blieben die Effekte stabil, gemäß einigen Messinstrumenten nahmen die Ängste sogar weiter ab.