Abstract
Hintergrund: TÖtungsdelikte an Kindern in Deutschland sind trotz des großen medialen und politischen Interesses bisher nicht ausreichend erforscht. Das hier vorgestellte kriminologische Forschungsprojekt strebt an, verlÄssliche Daten zu Erscheinungsbild, HintergrÜnden und strafrechtlicher Aufarbeitung zu erlangen. Methoden und Ergebnisse: Empirische Grundlage ist die Analyse der Strafakten aller vorsÄtzlichen, vollendeten TÖtungsdelikte an Kindern <6 Jahren im Zeitraum 1997–2006 in Deutschland. Im ersten Teil des Beitrags werden einige Ergebnisse zur PhÄnomenologie skizziert. Erste vorlÄufige Auswertungen auf der Basis etwa der HÄlfte der FÄlle lassen erkennen, dass eine Differenzierung nach Fallgruppen unerlÄsslich ist, um sinnvolle Analysen durchzufÜhren. Vorgeschlagen wird folgende Unterscheidung: Neonatizide, MisshandlungstÖtungen, TÖtungen durch VernachlÄssigung, TÖtungen im Zusammenhang mit einer akuten, schweren psychischen Erkrankung, erweiterte Suizide, gezielte TÖtungen und sonstige TÖtungen. Diese Fallgruppen sind in sich durchaus heterogen und nicht Überschneidungsfrei. Diskussion: Im zweiten Teil des Beitrags werden einige Probleme der strafrechtlichen Bewertung der FÄlle dargestellt, die sich daraus ergeben, dass es einerseits nicht selten schwierig ist, die Tat vollstÄndig aufzuklÄren, andererseits immer auch wertende AbwÄgungen zu treffen sind.