Abstract
Hintergrund: Prokrastination (Aufschiebeverhalten) ist unter Studierenden weit verbreitet und kann ein solches Ausmaβ erreichen, dass schlechtere Studienleistungen, Verlängerung und Abbruch des Studiums oder eine depressive Symptomatik die Folge sind. Obwohl dieses Problem in Beratungs- und Psychotherapieeinrichtungen für Studierende gut bekannt ist, gibt es kaum evaluierte Behandlungsmethoden zur Reduktion von Prokrastination. Hier soll die Evaluation einer kurzen verhaltenstherapeutischen Gruppenintervention vorgestellt werden, die vor allem auf pünktliches Beginnen und realistisches Planen abzielt. Probanden und Methoden: Die Wirksamkeit des Verfahrens wurde an 62 studentischen Teilnehmern an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster überprüft. Veränderungen im Verlauf der Intervention wurden mit Fragebögen zu State- und Trait-Prokrastination, zu Leistungsmotivation und zu Lernstrategien erfasst. Zusätzlich wurden tägliche Eintragungen zum Arbeitsverhalten in einem Lerntagebuch ausgewertet. Ergebnisse: Sowohl den Selbstbeurteilungsskalen als auch den Einträgen ins Lerntagebuch zufolge wird das Aufschieben verringert. Das täglich protokollierte Lernverhalten verbessert sich im Verlauf der Intervention signifikant und klinisch bedeutsam. Schlussfolgerungen: Vor allem im Vergleich mit längeren Gruppeninterventionen scheint es lohnenswert, diesen auf wenige zentrale Komponenten der Prokrastination fokussierten Interventionsansatz weiterzuverfolgen.