Abstract
Hintergrund: Nach der Response Styles Theorie von Nolen-Hoeksema [1991] trägt Grübeln in Reaktion auf depressive Stimmung zur Aufrechterhaltung und Intensivierung von Depressionen bei, während Ablenkung diese abschwächt. Studien zur Bedeutung der Reaktionsstile für den Therapieerfolg wurden bislang nur selten durchgeführt und die Befundlage ist uneinheitlich. Untersuchungen zur prädiktiven Bedeutung unterschiedlicher Arten depressiven Grübelns, z.B. symptomfokussiertes und selbstfokussiertes Grübeln, fehlen. Ziel der vorliegenden Arbeit ist die Untersuchung der Vorhersagekraft initialer Ablenkung sowie symptom-und selbstbezo genen Grübelns. Methode: In einer randomisierten kontrollierten Studie zur Psychotherapie unipolarer Depressionen (n = 52 Patienten) wurde mittels schrittweiser Regressionsanalysen analysiert, inwieweit das Ausmaß habitueller Ablenkung sowie selbst- und symptombe zogenen Grübelns zu Therapiebeginn den Zustand der Patienten zu Therapieende erklären kann. Ergebnisse: Symptomfokussiertes Grübeln zu Therapiebeginn sagt das Ausmaβ selbstbeurteilter Depressivität und allgemeiner Symptombelastung bei Therapieende vorher. Die fremdbeurteilte Depressivität und der retrospektiv durch den Therapeuten eingeschätzte Therapieerfolg lassen sich durch das initiale Ausmaß selbstbezogenen Grübelns vorhersagen. Die initiale Ablenkungsneigung ist nicht mit dem Therapieergebnis assoziiert. Keine der untersuchten Variablen ermöglicht eine Vorhersage der retrospektiven Erfolgsbeurteilung durch den Patienten und des Responderstatus bei Therapieende. Schlussfolgerungen: Depressives Grübeln scheint einen ungünstigen Einfluss auf den Behandlungserfolg zu nehmen. Entsprechend scheint es sinnvoll, frühzeitig therapeutischen Einfluss auf die Grübelneigung von Patienten zu nehmen.