Abstract
Hintergrund: Um dem Auftrag der Betreuung verhaltensgestörter Kinder gerecht zu werden, sind Jugendhilfemaβnahmen vielfältig auf Methoden der Psychotherapie angewiesen. Eine Gewährleistung des Erfolgs der Jugendhilfe erfordert demnach auch eine Optimierung der psychotherapeutischen Versorgung. In der vorliegenden Studie wird geprüft, ob die Wirksamkeit von Jugendhilfemaβnahmen durch Integration des Trainings mit aggressiven Kindern (TAK) gesteigert werden kann. Probanden und Methoden: Jeweils 12 Kinder im Alter von etwa 10 Jahren mit der Diagnose einer Störung des Sozialverhaltens oder einer Störung mit Oppositionellem Trotzverhalten nahmen entweder an Jugendhilfemaβnahmen oder an einer Kombination aus Jugendhilfemaβnahmen und TAK teil. Verhaltensauffälligkeiten und Verhaltensstärken der Kinder wurden vor Beginn und nach Abschluss des Trainings von Eltern und Lehrern eingeschätzt. Ergebnisse: Die Kombination aus Jugendhilfe und TAK zeigte sich den alleinigen Jugendhilfemaβnahmen aus Sicht der Eltern deutlich überlegen auf der Skala «Soziale Probleme» der Child Behavior Checklist (CBCL) und der Skala «Verhaltensauffälligkeiten» des Strengths and Difficulties Questionnaire (SDQ-E); Lehrer gaben zudem eine gröβere Verbesserung auf der SDQ-L-Skala «Probleme mit Gleichaltrigen» an. Die zusätzlichen Verbesserungen auf diesen Skalen besitzen das Ausmaβ von mittleren bis starken Effekten. Die kombinierte Intervention konnte darüber hinaus den Aufbau von Kompetenzen substanziell stärker fördern als die Jugendhilfe. Eltern vermerkten zusätzliche starke Effekte auf der SDQ-E-Skala «Prosoziales Verhalten», Lehrer auf den Skalen «Einfühlungsvermögen und Hilfsbereitschaft», «Selbstbehauptung» und «Konzentration» der Lehrereinschätzliste für Sozial- und Lernverhalten (LSL). Schlussfolgerung: Die Befunde weisen daraufhin, dass eine Implementierung des TAK die Wirksamkeit von Jugendhilfemaβnahmen bei der Betreuung von Kindern mit aggressivoppositionellem Verhalten unterstützen kann.