Abstract
Psychotherapie verändert klinische Symptome und mentale Funktionen und damit auch Leistungen des Gehirns. Dies bedeutet, dass sich die Architektur des Gehirns durch erfolgreiche therapeutische Intervention modifizieren lässt. Tatsächlich kann der Nachweis sogar auf makroskopischer Ebene gelingen, wie wir hier am Beispiel der Behandlung seelischer Erkrankungen in Folge von traumatischem Stress darlegen. Die Narrative Expositionstherapie(NET) wurde dabei mit Standardbehandlungen(TU; treatment as usual) bei traumatisierten Asylsuchenden in Deutschland verglichen. Der Erfolg der NET spiegelte sich nicht nur in den Symptomkennwerten wider, sondern auch in neuromagnetischen Messungen. Diese zeigten in der 6-Monats-Katamnese, dass sich die Hirnaktivität in der NET-Gruppe an diejenige einer psychisch unauffälligen Normstichprobe angenähert hatte. In der TU-Gruppe war dies nicht der Fall. Neurophysiologische Messungen können somit (1) den Therapieerfolg validieren, (2) Wirkmechanismen einer Therapieformüberprüfen, wodurch ein Zugang zu besserer Modellierung geschaffen wird, (3) die differentialdiagnostischen Möglichkeiten erweitern und (4) uns einmal mehr lehren,dass Geist und Gehirn lediglich zwei Informationsebenen ein und desselben Phänomens darstellen.