Abstract
Hintergrund: Trotz steigender beruflicher Belastungen und deren Bedeutung für die Entstehung und Aufrechterhaltung psychosomatischer Beschwerden fehlen bislang spezifische berufsbezogene Behandlungsansätze. Für die kognitiv-verhaltenstherapeutisch fundierte stationär-psychosomatische Behandlung wurde eine berufsbezogene Therapiegruppe «Stressbewältigung am Arbeitsplatz» mit 8 Doppelstunden entwickelt und evaluiert. Patienten und Methode: In einem kontrollierten Längsschnittdesign mit Zeitstichproben wurden 133 Patienten,die ergänzend zur symptomatischen Standardtherapie an einer berufsbezogenen Therapiegruppe teilnahmen (Interventionsgruppe:IG) mit 156 Patienten verglichen, die eine Standardtherapie erhielten (Kontrollgruppe: KG). Die Fragebogenerhebungen bei Aufnahme, Entlassung und 3 Monate danach umfassten die objektive Arbeitssituation (Erwerbstätigkeitsstatus,Arbeitsunfähigkeitszeiten, Rentenanträge), berufsbezogene Belastungs- und Bewältigungseinschätzungen sowie die berufsbezogene Behandlungszufriedenheit. Erwartet wurde eine Verbesserung der beruflichen Wiedereingliederung und der Bewältigung beruflicher Probleme durch die berufsbezogene Intervention. Ergebnisse: Teilnehmer der IG zeigen eine signifikante Reduktion des Verlusts der Erwerbstätigkeit (-2,05%) bereits 3 Monate nach Entlassung (KG: -8,67%). Darüber hinaus wird die Reduktion eines für Burnout prädisponierenden Bewältigungstypus und eine berufliche Inhalte betreffende signifikant erhöhte Behandlungszufriedenheit erreicht. Im Gegensatz zu einer zunehmenden Rentenabsicht nach Standardtherapie (+11,7%)werden bei den Teilnehmern der IG reduzierte Rentenwünsche(-3,8%) festgestellt. Bei vergleichbarer Reduktion beruflicher Belastungsaspekte erweist sich die berufsspezifische Intervention als überlegen in der Förderung des Kontrollerlebens am Arbeitsplatz. Schlussfolgerungen: Erste Evaluationsergebnisse des berufsbezogenen Therapieprogramms belegen dessen Praktikabilität und spezifische Behandlungseffekte hinsichtlich berufsbezogener Selbsteinschätzungen und Rückkehr ins Erwerbsleben,was durch den Erhalt von Erwerbstätigkeit auch sozialwirtschaftlich günstig ist.