Abstract
Hintergrund: Patienten, die sich einer stationären verhaltenstherapeutischen Rehabilitation unterziehen, sind vor der Aufnahme dazu oft wenig motiviert. Bei der Entlassung stehen sie meist vor dem Problem, das in der Klinik Erlernte zu Hause umzusetzen. Das Prä-Post-Projekt versuchte, diese Schwierigkeiten durch gezielte ambulante Interventionen 4 Wochen vor und bis zu 8 Wochen nach dem stationären Aufenthalt zu beheben. Die Vor- und Nachbereitung umfassten jeweils zwei standardisierte, psychoedukative Gruppensitzungen und mindestens zwei Einzelgespräche. Patienten und Methoden: Die Angebote wurden Patienten mit den Hauptbehandlungsdiagnosen Angst-, affektive oder somatoforme Störung gemacht. Das Modellprojekt wurde in einem Feldexperiment mit parallelisierten Stichproben evaluiert. Verglichen wurden zwei parallelisierte Versuchsgruppen hinsichtlich des Therapieerfolgs,und zwar über fünf Messzeitpunkte: Vorgespräch, stationäre Aufnahme, Entlassung aus der stationären Therapie, nach Beendigung der poststationären Maßnahmen sowie 1 Jahr nach Therapieende. Die Experimentalgruppe (N = 163) nahm an der (verkürzten) stationären Regelversorgung und den flankierenden ambulanten Interventionen teil. Die Kontrollgruppe(N = 170) erhielt ausschließlich stationäre Regelversorgung. Ergebnisse: Die ambulanten Maßnahmen finden bei den Patienten insgesamt eine hohe Akzeptanz. Die prästationären Maßnahmen führen zu einer vergleichsweise besseren Informiertheit der Patienten über die Rehabilitationsmaßnahme und einem besseren körperlichen Befinden. Die Effektivität der poststationären Maßnahmen konnte für die Variablen «Verwirklichung von Therapiezielen», «internale Krankheitskontrollattribution», «Bewältigung alltäglicher psychosozialer Anforderungen», «Intensität und Häufigkeit von Beschwerden», «psychischer Beschwerdedruck», «Müdigkeit», «Anspannung» und«Angst» belegt werden. Die Gesamteffekte bleiben auch in der 1-Jahres-Katamnese weitgehend erhalten. Schlussfolgerungen:Die Ergänzung der stationären psychosomatischen Rehabilitation um ambulante Behandlungsmodule führt zu einer besseren Vorbereitung, einem besseren Transfer und einem Effektivitätszuwachs der Rehabilitation. Auch auf Grund unserer Ergebnisse sind mittlerweile ambulante Nachsorgeprogramme zu einem regulären Bestandteil der psychosomatischen Rehabilitation in Deutschland geworden.