Abstract
Um Rückfälle im Verlauf schizophrener Psychosen zu verhindern, wird die Langzeitbehandlung mit Neuroleptika empfohlen. Wegen der unangenehmen Nebenwirkungen der Medikamente und der trotz neuroleptischer Behandlung noch hohen Rückfallraten muβ diese Behandlungsform jedoch mit psychosozialen Maβnahmen zur Rück-fallprävention kombiniert werden. Als ein wesentlichcr Rückfallprädiktor gilt das Familienklima («Expressed Emotion»; EE). In Familien mit einer kritischen oder emotional zu stark involvierten Haltung der Angehörigen (HEE) erleiden schizophrene Patienten eher einen Rückfall als bei vorwiegend gelassener Einstellung der Angehörigen (NEE). Ungünstige Interaktionsformen zwischen Patienten und Angehörigen, wie häufige Kritik aneinander. ein Mangel an konstrukliven Problemlöseversuchen sowie nonverbal negative Kommunikation, sind in HEE-Familien starker ausgeprägt als in NEE-Familien. Der Abbau negativer Kommunikationsformen und die Verbesserung des Problemlöseverhaltens innerhalb der Familie sind Möglichkeiten, ein emotional angespanntes Familienklima («High Expressed Emotion») zu entlasten, Streβ innerhalb der Familie zu reduzieren und die Rück-fallgefährdung der Patienten zu verringern. In der vorliegenden Studie wurde an 34 Familien überprüft, ob sich nach einem halbjährigen Kommunikations- und Problemlösetraining im Rahmen der «psychoedukativen Familienbetreuung» nach Falloon et al. (1984) die Interaktionsmuster von Familien mit einem schizophrenen Mitglied verbessern. Vor und nach der Therapie auf Video aufgenommene Konfliktdiskussionen der Familien wurden mit Hilfe eines Beobachtungs-systems kodiert und frequenzanalytisch ausgcwertet. Die Resultate zeigten, daβ nach 6 Monaten verhaltenstherapeutisch orientierter Familienbetreuung die erwarteten Veränderungen im Kommunikations-und Problemlöseverhalten eintraten und eine Entlastung der Familien erreicht werden konnte.