Abstract
Bei einer Stichprobe von 3668 Patienten einer medizinisch-psychosomatischen Klinik mit verhaltensmedizinischem Schwerpunkt wurde untersucht, ob ambulante psychotherapeutische Vorbehandlungen stattgefunden haben und von welchen Variablen der Anteil ambulanter Vorbehandlungen abhängig war. Mehr als die Hälfte der Patienten (55,2%) hatten vor stationärer Behandlung keine ambulant-psychotherapeutische Vorbehandlung, welche über ein Minimum von fünf Sitzungen operationalisiert wurde. Es findet sich ein deutlicher Geschlechtseffekt: Manner kommen häuñger in stationäre Behandlung ohne ambulante Vorbehandlung (64,7%) als Frauen (53,6%). Auch bei Personen von ländlichen Gegenden (38,3 %) findet seltener eine ambulante Psychotherapie vor stationärer Einweisung statt als bei Groβstadtbewohnern (48,6%). Bei organmedizinischen Komplikationen wird ebenfalls seltener ein ambulanter Psychotherapiever-such vor stationärer Behandlung unternommen als bei Personen ohne gröβere organmedizische Komplikationen (37,0% vs. 48,1%). Anhaltspunkte, die diese Daten für die psychotherapeutische Gesamt-Versorgungslage geben, werden diskutiert.