Abstract
Allen drei Gruppen von Eßstörungen (Anorexia nervosa, Bulimia nervosa, Adipositas) ist gemeinsam, daß der betroffene Patient sein Eßverhalten weniger durch interozeptive Signale wie Hunger und Sättigung steuert, sondern externe Reize und Emotionen das Eßverhalten starker beeinflussen. Reduktionsdiäten stellen oftmals eine Sonderform der externen Steuerung des Eβverhaltens dar, was die Instabilität der damit erzielten Kurzerfolge miterklären kann. Im folgenden wird deshalb ein «Anti-Diät-Programm» vorgestellt, welches auf die gemeinsame Behandlung von Patienten mit verschiedenen Eßstörungen zielt. 42 Personen mit Eβstörungen wurden zu verschiedenen Zeitpunkten während einer stationären verhaltensmedizinischen Behandlung untersucht. Eingesetzt wurde der Fragebogen zum Ernährungsverhalten [11], das Anorexia-nervosa-Inventar zur Selbstbeschreibung ANIS [10] sowie Eβprotokolle, die im Sinne von «self monitoring» eingesetzt wurden. Die Ergebnisse der Selbstbeobachtungsprotokolle bestätigen, daβ in alien drei Diagnosegruppen nur wenig Hauptmahlzeiten eingenommen werden und daß Hunger und Sättigung nur reduziert zur Eßregulation dienen. Audi finden sich weitere Parallelen zwischen den Patienten der drei Eβstörungsgruppen. Über den Therapieverlauf zeigt sich eine Normalisierung des Eßverhaltens als Globaleffekt, welcher über ein covarianzanalytisches Design teilweise auf den halbstrukturierten Anti-Diät-Kurs rückzuführen ist. Eine Gewichtsabnahme bei Adiposen von durchschnittlich 8,8 kg, welche ohne Reduktionsdiät erreicht werden konnte. unterstreicht die Effektivität des Behandlungskonzeptes.