Abstract
30 chirurgische Intensivpatienten wurden im Anschluß an ein schwe-res Trauma oder eine größere Operation über einen Zeitraum von 5 Tagen untersucht. Nach Randomisierung wurden die Patienten zwei Gruppen zugeordnet. Beide Kollektive erhielten gleiche Mengen an Protein (1,0 g Aminosäuren/kg KG/Tag) und Kohlenhydraten (6,7 g/ kg KG/Tag). Unter diesem Infusionsregime erhielten die Patienten der Gruppe I eine Aminosäurenlösung, die 45 % verzweigtkettige Aminosäuren enthielt, während den Patienten der Gruppe II eine Aminosäurenlösung mit 10%igem Gehalt verzweigtkettiger Aminosäuren appliziert wurde. Bereits 24 h post infusionem waren in der Gruppe der Patienten, denen eine Aminosäurenlösung mit 45%igem Gehalt verzweigtkettiger Aminosäuren infundiert wurde, sowohl die Gesamtkonzentration der freien Aminosäuren als auch die Konzentration der verzweigtkettigen Aminosäuren im Plasma deutlich über den Referenzbereich hinaus erhöht und stiegen im Verlauf des Untersuchungszeitraums noch weiterhin an. Im Gegensatz dazu kehrten diese Parameter bei den Patienten, die die Aminosäurenlösung mit 10%igem Gehalt an verzweigtkettigen Aminosäuren erhielten, schnell in den Referenzbereich zurück und verblieben dort unverändert. Kumulative Stickstoffbilanz und tägliche Stickstoffausscheidung waren an alien Untersuchungstagen in der Gruppe, denen geringe Mengen an verzweigtkettigen Aminosäuren infundiert wurden, deutlich geringer als in der Vergleichsgruppe. Diese Ergebnisse deuten an, daß nach schweren Traumata oder größeren Operationen Aminosäurenlösungen mit hohen Konzentrationen verzweigtkettiger Aminosäuren eher eine unphysiologische Belastung des ohnehin gestörten Stoffwechsels darstellen, als daß sie generell positive Effekte bei chirurgischen Intensivpatienten bewirken.