Laktazidosen bei Biguanidtherapie wurden in den letzten Jahren zunehmend häufiger beobachtet. Dies führte zu einer Ausweitung der Kontraindikationen und zur Dosisbeschränkung der Biguanide. Im Klinikum München-Schwabing wurden in den letzten 20 Monaten 16 Patienten mit einer Laktazidose (zwölf nach Phenformin- und vier nach Buforminbehandlung) diagnostiziert. Bei 14 Patienten bestanden Tage bis Wochen vor Beginn der akuten Erkrankung gastrointestinale Symptome. Zum Zeitpunkt der Krankenhausaufnahme fanden sich stets Zeichen einer Niereninsuffizienz (Serumkreatinin im Mittel 3,2 mg/l00 ml, Serumharnstoff im Mittel 150 mg/l00 ml). Mögliche Fehldiagnosen sind hypoglykämischer Schock, Digitalisintoxikation, akute gastrointestinale Erkrankungen und akute Nierensuffizienz. Bei zehn der 16 Patienten fand sich initial oder in den ersten Stunden ein Kreislaufschock. Die Blutlaktatwerte lagen bei der Aufnahme im Mittel um 17 mmol/ Liter, der Blut-pH bei 6,95. Bei den elf Patienten, die das akute Stadium überlebten, war das Blutlaktat im Mittel nach 46 Stunden (14–72 Stunden) normalisiert. Die anfänglich gefundenen, stets hohen Serum-Biguanidwerte (Phenformin im Mittel: 963 ng/ml) erreichten innerhalb von 48 Stunden therapeutische Konzentrationen und waren noch bis zu etwa 100 Stunden im Blut nachweisbar. In zwei Fallen betrug die radioimmunologisch bestimmte Phenforminausscheidung im Harn in den ersten 48 Stunden 64,5 bzw. 157 mg. Wichtigste Bedingungen für eine erfolgreiche Behandlung Biguanid-induzierter Laktazidosen sind ein stabilisierter Kreislauf und eine ausreichende Diurese (gegebenenfalls Therapie mit Dopamin und Furosemid). Daneben wurde zwölf Patienten Insulin und bei Bedarf Glukose kontinuierlich verabreicht. Die in der ersten Behandlungsphase bis zu etwa 24 Stunden intravenös zugeführte Insulinmenge betrug im Mittel 5,8 (1,7 – 14,3) E/Stunde. Bikarbonat wurde nur zu etwa einem Drittel des errechneten Basendefizits substituiert. Fünf von 16 Patienten verstarben, davon zwei trotz zusätzlicher Hämodialysebehandlung. Im Jahre 1976 und in den ersten beiden Monaten 1977 war mit einer Biguanid-induzierten Laktazidose bei etwa 2500 Erwachsenenzugängen zu rechnen. Seit der Warnung der Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft (März 1977) erfolgte ein Rückgang der Laktazidosen auf fast ein Siebentel. Diese Beobachtungen erlauben zur Zeit eine weitere begrenzte Verwendung der Biguanide, wenn die Kontraindikationen streng beachtet werden und sich der günstige Trend fortsetzt.

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