Abstract
Einem suffizienten Volumenersatz kommt beim kritischkranken Intensivpatienten und besonders auch im Rahmen herzchirurgischer Eingriffe besondere Bedeutung zu. Neben einem kristalloiden Volumenersatz stehen eine Reihe verschiedener kolloidaler Lösungen wie Albumin, Dextran, Gelatinepräparate und Hydroxyäthylstärke (HES)-Lösungen in unterschiedlicher Konzentration und Zusammensetzung zur Verfügung. Die Wahl des «idealen Volumenersatzes» wird weiterhin kontrovers diskutiert. Von besonderer Bedeutung sind bei Anwendung der extrakorporalen Zirkulation (EKZ) mögliche Veränderungen im Bereich des Interstitiums, der Gerinnung und der inflammatorischen Antwort. Veränderungen der Mikrozirkulation mit konsekutiver Hypoxie und Anoxie der zu versorgenden Gewebeteile scheinen von besonderer Bedeutung zu sein. Bedingt durch die Aktivierung dieser Mediatorsysteme kommt es zu einer zunehmenden Permeabilitätsstörung im Sinne eines Membranlecks (‘capillary leakage’) mit konsekutiver Manifestierung einer Organinsuffizienz. Die «ideale» Volumentherapie sollte nicht allein zu einer hämodynamischen Stabilisierung führen, sondern auch positiven Einfluß auf die Mikrozirkulation haben. Kolloidale Lösungen führen rascher zu einer Stabilisierung des Blutvolumens. Selbst große Mengen an Kristalloiden reichen oft nicht aus, das zirkulierende Blutvolumen zu stabilisieren. Zur Kontroverse «kristalloider versus kolloidaler Volumenersatz» ist in letzter Zeit noch die Kontroverse «kolloidaler versus kolloidaler Volumenersatz» dazugekommen. Für den Einsatz von Humanalbumin gibt es nur wenige schlüssige Argumente, insbesondere erscheint die Gabe5%iger Humanalbumin-Lösungen kaum sinnvoll. Hydroxyäthylstärke stellt eine sinnvolle Alternative dar. Neuere HES-Präparationen führen zu einer suffizienten Verbesserung der Makro- und Mikrozirkulation ohiie negative Effekte auf Gerinnung und Immunologie.