Immunglobuline (Ig) wurden erstmals 1952 eingesetzt, um Hypogammaglobulinämien zu behandeln. Inzwischen werden sie bei einer Vielzahl verschiedener Erkrankungen therapeutisch angewendet. Nebenwirkungen einer Ig-Therapie sind meistens allergischer Natur, schwere Nebenwirkungen werden nur selten beobachtet. Eine seltene und wenig beachtete Nebenwirkung ist das Auftreten eines akuten Nierenversagens. Prädisponierende Risikofaktoren hierfür können nicht eindeutig defïniert werden, allerdings ist das Risiko bei bereits zugrundeliegender chronischer Nierenerkrankung erhöht. Das klinische Bild reicht von asymptomatischen Kreatininerhö-hungen bis zum anurischen akuten Nierenversagen, das mor-phologisch durch eine ausgeprägte Vakuolisierung der Tubulus-epithelien charakterisiert ist. Nach Absetzen einer Ig-Therapie erholt sich die Nierenfunktion in der Regel schnell. Die Mecha-nismen dieses Nierenversagens sind nicht eindeutig geklärt. Umgekehrt mehren sich Berichte über den therapeutischen Nutzen von Ig bei verschiedenen Formen einer chronischen Glome-rulonephritis, besonders bei der IgA-Nephritis. Ig wurden auch erfolgreich bei der Behandlung schwerer Verlaufsformen eines systemischen Lupus erythematodes und bei der «antineutrophile cytoplasmatic antibody»-positiven Nephritis eingesetzt, die auf eine konventionelle Therapie nicht ansprachen. Allerdings han-delt es sich hierbei um kleine Fallserien oder Einzelfallberichte. Weitere Untersuchungen sind notwendig, um diese Ergebnisse zu bestätigen. Bei Patienten mit akutem Nierenversagen sind Infektionen eine häufige Komplikation, die zur Entwicklung weiterer Endorganversagen und zu der noch immer hohen Morta-lität bei dieser Erkrankung beitragen. Ergebnisse einer prospekti-ven, Placebo-kontrollierten Studie, bei der Ig am Anfang eines akuten Nierenversagens gegeben wurden, lassen vermuten, daβ Ig schwere infektiöse Komplikationen vermeiden helfen und somit die Letalität günstig beeinflussen.

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