Abstract
In den letzten Jahren haben sich die Vorstellungen über die immunmodulatorischen Wirkungsmechanismen der Immunglobuline erheblich erweitert. Entsprechend wurden Immunglobuline bei immer mehr Erkrankungen mit vermuteter oder nachgewiesener Immunpathogenese therapeutisch eingesetzt. Vielversprechenden Einzelfallbeobachtungen stehen jedoch nur wenige abgesicherte Indikationen gegenüber. Aktuelle Empfehlungen für einen gesicherten Einsatz von Immunglobu-linen beinhalten lediglich zwei Indikationen aus der Pädiatrie: spezielle Formen der immunthrombozytopenischen Purpura (ITP) und das Kawasaki-Syndrom. Nach wie vor gibt es keine gesicherte Indikation für eine Initialtherapie mit i.v.-Immunglobulinen (IVlg) im Erwachsenenalter. In der Regel handelt es sich um Indikationen bei Versagen der konventionellen im-munsuppressiven Standardtherapie oder in Ergänzung dazu, bei schweren lebensbedrohlichen Verläufen, bei Kontraindika-tionen zur Standardtherapie oder zur Erzielung kurzzeitiger Effekte vor invasiven Eingriffen oder Operationen. Ein verbessertes Verständnis der Pathologie von Autoimmunerkrankungen und der Wirkmechanismen therapeutischer Interventionen ist nötig, um klinische Studien für solche Erkrankungen zu planen, bei denen vorliegende Daten einen potentiellen Nutzen vermuten lassen. Gegen einen ungezielten Einsatz bei Autoimmunerkrankungen sprechen nicht nur Kostenaspekte und das Risiko von Nebenwirkungen, sondern auch Beobachtungen, daβ sich der Verlauf unter Immunglobulinen verschlechtern kann.