Abstract
Hochdosierte intravenös verabreichte 7-S-Immunglobuline (ivig) werden in der Therapie verschiedener autoimmun be-dingter neurologischer Erkrankungen eingesetzt und stellen eine wertvolle Ergänzung oder Alternative der konventionellen Immunsuppression insbesondere bei neuromuskulären Erkrankungen dar. Therapieansätze finden sich aber auch bei Erkrankungen des zentralen Nervensystems, bei denen eine Autoim-mungenese diskutiert wird. Bei akut lebensbedrohlichen Situa-tionen, die bei der myasthenen Krise oder beim Guillain-Barré-Syndrom durch den Befall der Atemmuskulatur oder bulbären Muskelgruppen auftreten, sind die rasche Anwendbarkeit und der schnelle Wirkungseintritt von besonderer Bedeutung. Die Mehrzahl der Patienten mit myasthener Krise und Guillain-Barré-Syndrom profitieren von einer Therapie mit ivig. Beim Guillain-Barré-Syndrom sind ivig der Plasmapherese mögli-cherweise überlegen. Während in der Therapie der chronisch inflammatorisch demyelinisierenden Polyneuritis mit ivig über unterschiedliche Ergebnisse berichtet wurde, scheint deren Wirksamkeit bei der relativ seltenen multifokalen motorischen Neuropathie erwiesen. Nach erfolgloser Therapie der Dermato-bzw. Polymyositis mit konventionellen Immunsuppressiva be-währen sich ivig ebenso wie bei fulminant verlaufenden For-men. Bei der therapeutisch schwer zu beeinflussenden Ein-schluβkörpermyositis ist deren Einsatz stets gerechtfertigt. In der Therapie der multiplen Sklerose müssen die Ergebnisse prospektiver placebokontrollierter Doppelblind-Studien zur endgültigen Beurteilung abgewartet werden, da bislang erst in einigen kleineren, offenen Studien ein positiver Effekt belegt werden konnte. Eine Behandlung mit Immunglobulinen bietet prinzipiell Vorteile. Sie sind überall rasch anwendbar, insbesondere bei Kindern und älteren, multimorbiden Patienten, einfacher als die Plasmapherese und im Vergleich zu den konventionellen Immunsuppressiva deutlich nebenwirkungsärmer.