Abstract
Stark erniedrigte Thrombozytenzahlen führen bei autoimmunthrombozy-topenischer Purpura zu einer latenten Blutungsbereitschaft, die bei etwa 2-10% aller erwachsenen Patienten zu schweren intrazerebralen Blutungen führen kann. Durch Gabe von polyvalenten Immunglobulinpräparaten in einer Dosis von 1 g/kg Körpergewicht an 2 aufeinanderfolgenden Tagen kommt es zu einem raschen, jedoch leider nur vorübergehenden Anstieg der Thrombozytenzahlen. Verminderte Volumenbelastung und kürzere Infusionszeiten könnten gerade für ältere Patienten eine Verbesserung dieser Therapieform darstellen. In einer Pilotstudie an 12 Patienten mit Autoimmunthrombozytopenie verglichen wir Effektivität und Verträglichkeit einer neuen 10%igen Immunglobulinpräparation mit dem konventionellen 5 %igen Präparat (Bayer AG, Biologische Präparate, Leverkusen, Deutschland). Patienten mit neu diagnostizierter oder rezidivierter Immunthrombozytopenie wurden zwischen den beiden Präparaten randomisiert, wenn die Thrombozytenzahl unter 20 × 109/1 lag oder eine klinisch manifeste Blutungsneigung bestand. Zwölf Patienten (2 männliche, 10 weibliche) zwischen 25 und 86 Jahren wurden entweder mit dem 5 %igen oder dem 10 %igen IgG-Präparat behandelt. Acht Patienten wiesen Rezidive der Immunthrombozytopenie auf, und 6 Patienten waren mit Kortikosteroiden vorbehandelt. Evaluation von Blutungszeichen und Blutbildkontrollen wurden am 1.-7. sowie am 14. Tag durchgeführt. Während der Infusion erfolgten alle 10 min Messungen der Körpertemperatur und Erfassung potentieller Nebenwirkungen. Bei alien Patienten lag die Thrombozytenzahl 48 h nach Infusionsbeginn über 50 × 109/l, und die Blutungsneigung sistierte. Die beiden Präparate unterschieden sich weder in der Wirkung noch in den potentiellen Nebenwirkungen voneinander. In jeder Behandlungsgruppe trat jeweils am zweiten Behandlungstag eine minderschwere Nebenwirkung auf (Kopfschmerz bzw. Übelkeit). Die Infusionszeit ließ sich durch Verwendung der 10%igen Präparation um durchschnittlich 17% verkürzen, und das Infusionsvolumen wurde halbiert. Aufgrund der Ergebnisse dieser Pilotstudie schließen wir, daß sowohl die 5 %ige als auch die 10%ige Immunglobulinpräparation in der Behandlung der Immunthrombozytopenie im Erwachsenenalter wirksam ist und daß beide Präparate gleich gut vertragen werden.