Abstract
Ziel: Vergleich einer standardisierten Ernährungslösung mit einer selbst-gemischten Infusionstherapie bei Intensivpatienten einer chirurgischen Intensivstation; Untersuchung der standardisierten Ernährungstherapie auf Praktikabilität und Effizienz. Design: Prospektive randomisierte Studie. Rahmen: Chirurgisch-traumatologische Intensivstation einer Universitätsklinik. Patienten: Chirurgisch-traumatologische Patienten, die länger als 6 Tage auf der Intensivstation lagen. Interventionen: Gabe einer standardisierten Ernährungslösung im Ein-Liter-System (ZPE-GE) bzw. Gabe einer herkömmlichen, selbstgemischten Infusionslösung (hER). Bestim-mung von Stoffwechselparametern und Serum- bzw. Harnelektrolyten, zusätzlich Bestimmung von Blut- und Harnglukose, Harnstoffproduktionsrate, Triglyzeriden. Ergebnisse: Die beiden Patientengruppen waren sowohl in ihren physiologischen Daten als auch in der Schwere der Erkrankung miteinander vergleichbar, Komplikationen und Unverträglichkeiten konnten unter den angegebenen Regimen nicht beobachtet werden. Die Energie- (durchschnittlich 1202 kcal/Tag in der Gruppe hER versus 1331 kcal/Tag in der Gruppe ZPE-GE) und Substratzufuhren (Glukose: 228 versus 252 g/Tag; Aminosäuren: 56 versus 64 g/Tag) sind als ausge-glichen zu betrachten, es konnten keine Stoffwechselentgleisungen beobachtet werden. Die Elektrolytzufuhr (Natrium: 56 mmol/Tag in der Gruppe hER versus 92 mmol/Tag in der Gruppe ZPE-GE; Kalium: 65 versus 68 mmol/Tag; Phosphat: 15 versus 19 mmol/Tag) scheint in der Vollperiode nicht ganz optimal zu sein. Schlussfolgerungen: Die standardisierte Lösung scheint gegenüber den herkömmlichen Mischungen Vorteile zu haben: Sie erleichtert das Handling im Intensiv- und Postoperativbereich und verbessert Genauigkeit, Zeitersparnis und hygienische Bedingungen beim Umgang mit diesen Lösungen. Eine Infusionsmenge von 2000 ml (300 g Glukose und 100 g Aminosäuren) dieser Lösung erscheint als ausreichend, bei höherer Zufuhr könnte die Kohlenhydrat- und Aminosäurenzufuhr zu hoch liegen. Auch bei der Elektrolytzufuhr ist eine Begrenzung auf 2000 ml (120 mmol Natrium) angezeigt. Der Natriumanteil könnte auf 50 mmol/l reduziert werden, um ein entsprechendes Natriumloading zu verhindern, bei der Phosphatzufuhr ware eine Erhöhung auf 12 mmol/l empfehlenswert. Die Lösung kann zur standardisierten parenteralen Ernährung bei einem Großteil (ca. 80%) der postoperativen und posttraumatischen Patienten herangezogen werden, nur bei Extremsituationen müssen weiterhin die Einzelkomponenten (Glukose, Aminosäuren, Fette und Elektrolyte) speziell zusammengemischt werden, um metabolische Komplikationen zu verhindern.