Abstract
Ziel: Die Sepsis durch kontaminierte Blutkonserven ist ein seltenes Er-eignis. Ihr tatsächliches Vorkommen ist schwer zu ermitteln, da die Untersuchungsbedingungen der einzelnen Studien erheblich voneinander abweichen. Der Uberblick berücksichtigt die vorhandene Literatur im Hinblick auf Ursachen, Häufigkeit und Art des Erregers bei der Konta-mination von Blutprodukten. Quellen: Deutsch- und englischsprachige Literatur zum Thema sowie eigene Untersuchungsergebnisse. Auswahl-kriterien: Relevante Original- und Übersichtsarbeiten. Ergebnisse: Die Anzahl septischer Zwischenfälle, bezogen auf durchgeführte Transfusionen, dürfte bei etwa 0,3% (0,003-5%) liegen. In Erythrozytenkonzentraten finden sich überwiegend gramnegative Keime (Pseudomonas sp., Yersinia enterocolitica, Serratia u. a.) mit häufig psychrophilem Wachstum. In Thrombozytenkonzentraten überwiegen Keime der Hautflora (Staphylococcus u. a.). Bakterielle Kontamination kann bei der Blutentnahme und bei der Komponentenpräparation entstehen. Sie kann auch durch die verwendeten Materialien und Maschinen verursacht sein. Ein wesentlicher Teil der Kontaminationen muß auf transiente asymptomatische Bakteriämien des Spenders zurückgeführt werden. Systematische bakteriologische Untersuchungen sowie der Einsatz von Leukozytenfiltern können das Risiko einer Bakterienübertragung mindern. Eine zusätzliche Spender-befragung nach Bauchbeschwerden (Yersinia enterocolitica), Zeckenbiß (Borrelia burgdorferi), Malaria oder Babesiosis mit dem Ziel der Zurückstellung von der Spende erscheint ineffektiv und mit unverhältnismäßig hohem Spenderverlust (bis 11%) verbunden. Schlußfolgerungen: Eine regelmäßige Kontrolle der technischen und hygienischen Bedingungen bei der Entnahme und Weiterverarbeitung ist notwendig. Zur Abklärung bakteriell bedingter Transfusionszwischenfälle ist neben Spenderblut und Konservenblut auch die Untersuchung der zur Transfusion verwendeten Gegenstände erforderlich.