Abstract
Der von-Willebrand-Faktor (vWF) ist ein multimeres Glykoprotein mit einem Molekulargewicht von > 15000 kDA. Neben der Initiierung der primären Hämosta-se ist die Stabilisierung des Faktors VIII(FVIII) eine Hauptfunktion des vWF. Die Stabilisierungsfunktion ist unabhängig vom Grad der Multimerisation. Daher haben Patienten mit einem angeborenen oder erworbenen Verlust groβer Multimere eine normale F-VIII-Konzentration, solange die vWF-Konzentration 30% übersteigt. Einige Patienten, die phänotypisch eine milde oder mittelschwere Hämophilie bzw. ein mildes von-Willebrand-Syndrom (vWD) Typ 1 mit unproportional niedriger F-VIII-Konzentration aufweisen, haben eine Mutation in den ersten 91 Aminosäuren des vWF, die die Bindungskapazität des vWF für den F VIII aufhebt oder drastisch vermindert. Nachdem wir einen nichtradioaktiven spezifischen Test für die Bindungskapazität des vWF entwickelt haben, der mit kommerziell erhältlichen Reagenzien durch-führbar ist, haben wir 376 Patienten mit Verdacht auf eine defekte Stabilisierungsfunktion des vWF untersucht. Von diesen hatten 13 Patienten aus 8Familien eine nicht vorhandene ( < 1,5%) oder stark verminderte (3-9,5%) Bindungskapazität. Während die meisten dieser Patienten eine milde Hämophilie aufwiesen, muβte ein Patient mit einer Restaktivität von 2 % einer mittelschweren Hämophilie zugeord-net werden. Daher kann sich die Untersuchung auf einen F-VIII-Bindungsdefekt nicht auf Patienten beschränken, die phänotypisch eine milde Hämophilie haben, sondern muβ auch Patienten mit weniger als 3 % F-VIII-Restaktivität umfassen.