Abstract
Ziel: In-vitro-Untersuchung des Einflusses von Plasmaersatzmitteln auf das mensch-liche Zytokinnetzwerk, speziell auf die Freisetzung von Tumor-Nekrose-Faktor-al-pha (TNF-α). Design: Heparinisiertes Vollblut von 8 gesunden Freiwilligen wurde fraktioniert und mit unterschiedlichen Konzentrationen kolloidaler Plasmaersatzmittel eingestellt (nativ = 0 mg/ml; 5 mg/ml; 15 mg/ml). Untersucht wurden jeweils Hydroxyethylstärke 200/0,5 (HES), Dextran 60 (DX), harnstoffvernetzte Gelatine (GEL) und Human-albuminlösung (HA). Die Freisetzung von TNF-α in den Chargen wurde jeweils ohne bzw. mit Stimulation durch Phytohämagglutinin (PHA) nach Inkubation (24 h; 5% CO2 37°C) gemessen. Die Analytik wurde analog der Methode von Gallati mit-tels ELISA durchgeführt. Als statistisches Modell wurde eine Varianzanalyse mit Meßwiederholung verwendet. Ergebnisse: Der Basalspiegel von TNF-α lag zwischen 226 und 273 pg/ml (0 mg Kolloid/ml), nach ausschließlicher PHA-Stimulation erfolgte ein Anstieg auf das etwa Vierfache (1066-1260 pg/ml; 0 mg Kolloid/ml). Bereits ohne Stimulation beobachtet man nach Zugabe aller 3 künstlichen Kolloide in 2 unterschiedlichen Konzentrationen (5 und 15 mg/ml) eine bis zu 50% erhöhte TNF-α-Freisetzung gegenüber den Basalspiegeln. Auch unter Stimulationsbedingungen übersteigt die TNF-α-Liberation den mit PHA stimulierten Basalwert bei den gewählten Konzentrationen aller Kolloide. Die unterschiedlichen TNF-α-Freisetzungen durch Konzentrationsände-rungen der künstlichen Kolloide DX und GEL waren statistisch signifikant (p < 0,001 bzw. p=0,005). Nach HES und HA in unterschiedlichen Konzentrationen wurde ebenfalls ein TNF-α-Anstieg beobachtet, dieser konnte jedoch statistisch nicht gesichert werden. Schlußfolgerungen: Plasmaersatzmittel verhalten sich in bezug auf TNF-α immunmodulatorisch in klinisch relevanten Konzentrationen nicht inert. Ob der beobachtete Effekt auch in vivo auftritt, welche Bedeutung ihm zukommt, ob und wie andere Zytokine mitreagieren, ist Gegenstand laufender Untersuchungen.